Kraftwagenausbesserungswerk Lichtenrade der Reichsbahn

Schon vor dem Krieg verdoppelten sich Baukosten

Schon immer gab es Reparaturen an öffentlich genutzten Kraftfahrzeugen. Und dafür hatten die zuständigen Stellen eigene Werkstätten, auch schon vor dem Krieg, als Kraftfahrzeuge im Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) Tempelhof repariert wurden. Doch dann wurde das Gelände für den Ausbau des Südbahnhofes  einschließlich Vorplatz benötigt und die Reparaturbetriebe mussten in ein anderes Werk verlagert werden.

Bereits 1938 wurde dafür dem Reichsverkehrsministerium ein Vorentwurf für ein Kraftwagenausbesserungswerk (KAW) mit dem Standort an der Südseite der Buckower Chaussee zugeleitet. Die Kosten hierfür sollten 4,2 Millionen Reichsmark betragen und für die Reparatur von 7.000 Lastkraftwagen und 320 Schnellreiseomnibusse dienen.

Anfänglich war die Rede von einem „Kraftwagenausbesserungswerk Marienfelde“, das aber ab 1939 zur Unterscheidung von dem „Güterwagen-Reichbahnausbesserungswerk Marienfelde“ in „Kraftwagenausbesserungslager Lichtenrade“ umbenannt wurde. Die Fertigstellung des Gebäudes erfolgte 1940. Die Kosten für das Werk betrugen letztendlich über acht Millionen Reichsmark. Da sich Deutschland bereits im Krieg befand, kamen nochmals erhebliche Kosten für den Luftschutz und der Verdunkelung hinzu.

Der Gebäudekomplex bestand aus einem zweigeschossigen Verwaltungstrakt, drei Seitenflügeln und einer großen Produktionshalle, an der sich die L-förmige Osthalle anschloss. Das noch erhaltene Verwaltungsgebäude aus verkleidetem Backstein und sandsteinplattenverkleideten Pfeilern weist klassizistische Elemente auf.

Das Werk wird allerdings 1940 nicht von dem KAW-Lichtenrade in Betrieb genommen. Es untersteht mittlerweile der Heeresverwaltung und wird von der Firma Rheinmetall-Borsig AG als Rüstungsfabrik der deutschen Luftwaffe genutzt.

Hier wurden ferngesteuerte Lenkbomben und Raketen produziert. 1944 wird der gesamte Komplex zum Selbstkostenpreis an Rheinmetall-Borsig verkauft. Weitgehend unbeschädigt überstand das Gebäude den Zweiten Weltkrieg.   Nach Kriegsende demontierte die sowjetische Besatzungsmacht die technischen Anlagen. Im Anschluss übernahmen die Amerikaner das Werk und nutzten es fortan als Hauptversorgungslager für ihren Sektor. 1946 wurde daraufhin der S-Bahnhof Buckower Chaussee in Betrieb genommen, der bereits vor dem Krieg geplant und gebaut werden sollte.

Nach der Blockade in Berlin dienten die Hallen des Gebäudekomplexes bis zur Wiedervereinigung als Senatsreservelager. Das Verwaltungsgebäude wurde in den 1960er Jahre als Wohnheim genutzt. Die Hallen des ehemaligen KAWs mit den entsprechenden Anschlussgleisen wurden 1986/87 abgebaut und es entstand ein Radund Fußgängerweg zwischen dem S-Bahnhof und dem Verwaltungsgebäude.

Das Gebäude auf dem Gelände steht zurzeit leer und wirkt heruntergekommen.

Marina Heimann

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