Lichtenrader Lokal mit interessanter Vergangenheit

1911 eröffnete Wilhelm Bohm eine Gaststätte in Lichtenrade

Das Restaurant Bohm in der Krusauer Straße in Lichtenrade bietet nicht nur ein attraktives Innenleben, sondern auch eine mindestens ebenso interessante Geschichte.

Der Gastwirt Wilhelm Bohm erhielt 1890 in Berlin sein Diplom als „Berliner Weissbierwirth“ (Diplom zu Herstellung von Berliner Weisse) und eröffnete daraufhin im Jahre 1891 nacheinander seine Gaststätten in der Admiralsstraße, in der Französischen Straße und in der Keith/Ecke Kurfürstenstraße. 1909 wählte man Wilhelm Bohm zum Vorstand des Verbandes der Berliner Weissbierwirthe.

1911 zog es Wilhelm Bohm in die Provinz nach Lichtenrade um hier sein viertes Wirtshaus „Zum Lindengarten“ zu Silvester des Jahres 1912 in der damaligen Kantstraße (seit 1931 Krusauer Straße) zu eröffnen. Zu dieser Zeit gehörte Lichtenrade noch zu den 133 Teltowdörfern und bestand zum größten Teil aus Feldern.

Die Frage stellt sich natürlich, warum ein erfolgreicher Gastwirt inmitten von Feldern seine vierte Gaststätte eröffnen wollte. Wahrscheinlich erkannte er die Zeichen der Zeit. Das Bauland war günstig und im Zuge der Eisenbahnverbindung von Berlin nach Dresden hatte Lichtenrade bereits eine Station mit Bahnhof bekommen.

Die Schöneberger Schlossbrauerei betrieb seit 1899 ihre Mälzerei mit dazugehörigem Ausschank direkt am Bahnhof. Das Geschäft mit dem Bier boomte und Lichtenrade entwickelte sich durch den Zuzug von Handwerkern und Häuslebauern zusehends. Zudem erlangte der Vorort von Berlin durch die Eisenbahnanbindung einen hohen
Stellenwert als Naherholungsgebiet.

Durch die Rationalisierung der Rohstoffe stagnierte im Ersten Weltkrieg die Brauwirtschaft, für die Mälzerei am Bahnhof bedeutete das sogar das Ende.

Nach dem Ersten Weltkrieg erholte sich das Braugewerbe ein wenig und Lichtenrade wurde 1920 nach Berlin eingemeindet. In den 1920er Jahren begann auch weit ab vom Bahnhof eine rege Bautätigkeit. Den Leuten ging es merklich besser. Sie gründeten Vereine, um sich in ihrer Freizeit Gleichgesinnten anschließen zu können. In einer Vereinsgemeinschaft gab es natürlich immer einen Grund zum Feiern.

Auf Anraten des damaligen Lichtenrader Gesangvereins baute Wilhelm Bohm auf seinem Grundstück einen Saal für 350 Personen, um dort Feste veranstalten zu können. 1936 übernahm Georg Bohm die Gaststätte von seinem Vater. Leider zerstörter der 2. Weltkrieg alle vier Häuser der Familie Bohm. Es schien unmöglich, unter den damaligen Gegebenheiten die Gaststätten in der Innenstadt von Berlin wieder aufbauen zu können, zumal Georg Bohm in Kriegs gefangenschaft geraten war. Deshalb widmete er sich nach seiner Heimkehr im Jahre 1948 ausschließlich dem Wiederaufbau des zerstörten Gasthauses in der Krusauer Straße in Lichtenrade. Hier hatte Anfang 1940 der Einschlag einer Bombe auf dem Nachbargrundstück das Dach und den Saal zerstört. Der Aufbau des Hauses zog sich bis zum Jahr 1950 hin, in dem auch der jüngste Sohn, Thomas, geboren wurde.

Beim Wiederaufbau wurde der Eingang von der Straßenecke in die Krusauer Straße verlegt. Gesundheitliche Gründe zwangen Georg Bohm kürzer zu treten und es blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Restaurant ab 1968 über viele Jahre zu verpachten, in der Hoffnung, dass sein Sohn Thomas eines Tages den Betrieb übernehmen würde. Dieser absolvierte eine Ausbildung im Hotel Kempinski und sammelte Erfahrung in Südwestafrika.

Auf Bitten seines Vaters kehrte er 1974 zurück und übernahm die Gaststätte, die jetzt unter dem Motto „Feste feiern bei Bohm“, wieder in alter Familientradition betrieben wurde.

(wird fortgesetzt)

Marina Heilmann

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