Reinhart Kraft / Ökumenische Umweltgruppe Lichtenrade:

Einbahnstraße - verrückte Idee oder komfortable Lösung?

Die Bahnhofstraße hat zwei Gesichter. Einerseits ist sie eine bewohnte Geschäftsstraße mit Schulen, diversen Arztpraxen, Restaurants und anderen Dienstleistern. Andererseits ist sie eine stark befahrene Hauptverkehrsstraße. Der Verkehr hat in den letzten Jahren stark zugenommen, die Straße ist laut und unübersichtlich geworden. Mit der Dresdner Bahn und der Schließung des Bahnübergangs Wolziger Zeile wird der Motorverkehr weiter zunehmen.

Das mit der Untersuchung beauftragte Planungsbüro rechnet mit 10.000 bis 12.000 Fahrzeugbewegungen täglich. Wohl alle, die in der Bahnhofstraße wohnen, zum Arzt gehen oder einkaufen, wünschen sich eine ruhigere und entspannte Atmosphäre.

Man träumt von der Bahnhofstraße als einer Flaniermeile mit besonderem Flair. Und zugleich ist es unerlässlich, dass man die Geschäfte und Arztpraxen auch mit
dem Auto erreichen kann. Für die Stadtplaner stellt sich nun die Aufgabe, einen Kompromiss zwischen den bei- den Funktionen dieser Straße zu finden.

In diesem Zusammenhang ist die Frage aufgetaucht, ob es nicht vorteilhaft wäre, wenn der Verkehr auf der Bahnhofstraße nur in einer Spur und in einer Richtung fließen würde. Es entstünde ein Einbahnstraßenring über Bahnhofstraße, Zescher Straße und Goltzstraße oder Bahnhofstraße, Briesingstraße und Goltzstraße.

Was auf den ersten Blick wie eine verrückte Idee erscheint, erweist sich bei näherem Hinschauen als nachdenkenswert. Etwa die Hälfte der Verkehrsbewegungen wären in eine andere wenig bewohnte Straße verlagert.

Auf der Einkaufsstraße würde es dann wesentlich entspannter zugehen. Der Motorlärm würde deutlich zurückgehen, die Straße wäre einfacher und gefahrloser zu überqueren. Vor allem aber hätte man im Straßenraum durch den Wegfall eine Fahrbahn den nötigen Platz gewonnen für ausreichend Parkplätze, Geh- und Radwege.  Mit solchen Lösungen hat man in den Niederlanden und in Dänemark die historischen Ortskerne wiederbelebt.

Diesem Konzept stehen andererseits ernstzunehmende Argumente entgegen. Es würde Motorverkehr in eine bis dahin ruhige Nebenstraße geleitet, wo man ihn eigentlich nicht haben möchte. Es würden infolge der Richtungsvorgabe zusätzliche Strecken gefahren werden müssen. Die Umleitung des Busverkehrs bereitet Schwierigkeiten und wäre nicht ohne bauliche Ver- änderungen zu machen.

Der Vorschlag ist also zu Recht umstritten. Wir haben es mit einer echten Güterabwägung zu tun: Verbesserung der Aufenthaltsqualität auf der einen Seite – Verschlechterung der Verkehrsverhältnisse auf der anderen Seite. Hier wäre es wichtig abschätzen zu können, wie sich eine solche Maßnahme auf den Einzelhandel auswirken würde. Und man müsste wissen, wie sich der Anteil des reinen Durchgangsverkehrs gegenüber dem Kundenverkehr darstellt. Deshalb sollte durch ein städtebauliches Gutachten geprüft werden, ob sich – gemessen an der Zielsetzung - eine Einbahnstraßenlösung eher positiv oder eher negativ für die Bahnhofstraße auswirken würde.

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