In diesem Jahr feiert Berlin den 150. Geburtstag der Künstlerin

Der älteste Sohn von Käthe Kollwitz lebte in Lichtenrade

In diesem Jahr feiert Berlin den 150. Geburtstag von Käthe Kollwitz mit gleich drei Ausstellungen. Insbesondere bringt man ihr Leben und Schaffen mit dem  Bezirk Prenzlauer Weg in Verbindung. Aber eine enge Beziehung pflegte Käthe Kollwitz auch zum Ortsteil Lichtenrade.

Käthe Schmidt, am 8. Juli 1867 in Königsberg (Kaliningrad) geboren, absolvierte erfolgreich Studienjahre in Königsberg (1867 bis 1885) und Berlin (1886, in der
Damenakademie des Vereins der Berliner Künstlerinnen). In dieser Zeit fällt ihr Interesse auf die grafischen Radierzyklen von Max Klingers, die sie nachhaltig beeinflussten. 1890 studierte Käthe Kollwitz in München bevor sie, nach der Hochzeit mit ihrem Mann, Dr. Karl Kollwitz nach Berlin 1891 umsiedelte. Hier wohnte das Ehepaar im Arbeiterbezirk, Prenzlauer Berg.

Ihr erster Sohn Hans kam im Mai 1892 zur Welt, gefolgt 1896 von Peter.

Den künstlerischen Durchbruch erlange sie in den Jahren 1895-98 mit ihren Grafiken „Ein Weberaufstand“. 1902 trat die Künstlerin der Berliner Sezession bei, ein Verein, der sich um Künstler kümmerte, die von der „Großen Berliner Kunstausstellung“ zurückgewiesen wurden. 1910 begann Käthe Kollwitz mit der Bildhauerei und widmete sich mehr und mehr der dreidimensionalen Plastik.

1914 zog ihr 18-jähriger Sohn Peter mit ihrer Zustimmung als Freiwilliger in den Ersten Weltkrieg und verstarb bereits wenige Tage nach seinem ersten Einsatz bei der Flandernschlacht. Der ältere Sohn Hans zog als Sanitäter an die Front und wurde später Mediziner.

In ihren Arbeiten setzte sie sich stets mit den Themen von Armut, Krieg und Tod auseinander. Geprägt durch den Tod ihres Sohnes Peter, den sie zeitlebens nicht überwand, entstand das Werk „Das trauernde Elternpaar“ (1914- 1932), mit den Gesichtszügen ihres  Mannes und ihres Eigenen. Es steht heute auf den deutschen Soldatenfriedhof Vladslo in Westflandern, wo ihr Sohn beigesetzt wurde.

1919 wurde sie als erste Frau zur Professorin der „Preußischen Akademie“ der Künste ernannt und erhielt ebenfalls als erste Frau 1929 den preußischen Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste.

Die parteilose Käthe Kollwitz empfand sich als Sozialistin und unterstützte einen Aufruf des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) zu einer Zusammenarbeit von KPD und SPD. Sie gehörte zu den Unterzeichnern zum Aufbau einer einheitlichen Arbeiterfront gegen den Nationalsozialismus. Daraufhin wurde sie 1933 zum Austritt aus der „Preußischen Akademie“ gezwungen und 1936 wurden ihre Exponate als „Entartete Kunst“ aus der Akademieausstellung
entfernt.

Doch was verbindet Käthe Kollwitz mit Lichtenrade?

Ihr ältester Sohn Hans, der genau wie sein Vater Medizin studierte, baute 1922 in Lichtenrade ein Haus. Es befand sich am damaligen Waldweg 9 (dem heutigen Franziusweg 42) Ecke Grenzweg. Hier wohnte Dr. Hans Kollwitz mit Frau Ottilie, die ebenfalls Malerin war. Zusammen bekamen sie vier Kinder Sohn Peter, der auf Wunsch von Käthe Kollwitz nach ihrem Sohn benannt wurde, fiel im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront in Russland. Die Zwillinge Jutta und Jordis und Sohn Arne. Seit 1928 betätigte sich Dr. Kollwitz als Schularzt und arbeitete nach dem Krieg in der Gesundheitsverwaltung Tempelhof als stellvertretender Amtsarzt. Nach seiner frühen Pensionierung kümmerte er sich um seine psychotherapeutische Praxis, bevor er sich später ausschließlich den Arbeiten seiner Mutter widmete. So veröffentlichte er unter anderem ihre Tagebücher, gab ein Bildband ihrer Plastiken heraus und unterstützte Ausstellungen.

Käthe Kollwitz verbrachte oft den ganzen Sommer in Lichtenrade und erwähnte diesen Ort in ihren Tagebüchern. Vor allen kam sie nach Lichtenrade um in der Nähe ihrer Enkelkinder zu sein. Auch hatte sie sich hier einen engen Freundeskreis aufgebaut, der beispielsweise aus dem Theater- und Kunstkritiker Paul Fechter mit Familie bestand, der im Franziusweg 63 wohnte.

Aus dieser engen Verbundenheit zum Ort entstand die Idee, die Grundschule in der damaligen Roonstraße, (heute Mellenerstraße) die auch ihre Enkelkinder besuchten, ihren Namen zu geben. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Schule, im November 1962 wurde ihr der Name „Käthe-Kollwitz-Schule verliehen. Durch das Entgegenkommen von Dr. Hans Kollwitz konnte das Bezirksamt für die Schule ein Selbstporträt in Form eines Bronzekopfes erwerben. Dieser Kopf wurde in einer Feierstunde am 22.04.1964 im ersten Stockwerk enthüllt und begrüßt seither die Besucher.

Käthe Kollwitz, die zeitlebens nie an Ehrungen interessiert war, beschäftige sich stets mit Leid und Elend. „Ich will wirken in diese Zeit“ war ihr Leitspruch. Mit dem Thema Krieg hat sie sich letztendlich durch den Verlust ihres Kindes und Enkelkindes immer wieder auseinandergesetzt. Ihr wohl bekanntestes Werk, das als Vergrößerung in der der Neuen Wache steht (Original 38 cm von 1937/38), wie sie es selbst bezeichnet als „Pieta“, Mutter mit totem Sohn. Ein Andachtsbild der Mutter Maria mit Jesus Christus auf dem Schoß. Es ging der Künstlerin nicht mehr um den Schmerz, sondern um das tiefe Nachsinnen über Ursachen und Folgen von Krieg und Tod.

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde nicht nur das Haus im Prenzlauer Berg, in dem Käthe Kollwitz wohnte, zerstört auch das Haus ihres Sohnes Hans, fiel bei einem der schwersten Luftangriffe über Lichtenrade am 3. Dezember 1943 den Bomben, zum Opfer. Bis zum notdürftigen Wiederaufbau bewohnte die Familie ein Haus im Abendrotweg. Die letzten Jahre verbrachte die Künstlerin zusammen mit ihrer Enkelin Jutta, die sie bis zum Tod pflegte, bei dem Kunstsammler Prinz Heinrich von Sachsen in Moritzburg bei Dresden. Nach Kriegsende wurde ihre Urne nach Berlin, auf dem Zentralfriedhof in Friedrichsfelde überführt. Dort fand sie ihre Ruhe im Familiengrab.

Marina Heimann
www.brueckenpfad.de

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