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Die Lichtenrader Imker und ihre fleißigen Bienchen

EWenn die ersten Sonnenstrahlen das Thermometer an einem milden Februartag auf 10 Grad ansteigen lassen, dann erwachen die Bienen zu neuem Leben und fliegen zum ersten Flug, den Reinigungsflug, aus. Hierbei befreien sie sich von den Rückständen des Winterfutters. Waren die Bienen im Winter dicht gedrängt um ihre Königin herum im Bienenstock in ihren Aktivitäten eingeschränkt, so erscheint es fast als eine Art Befreiung, wenn sie wieder ausfliegen, um Blütenstaub und Nektar für die Erhaltung ihres Volkes zu sammeln.

Die professionelle Imkerei hat auch in Lichtenrade eine lange Tradition. Wahrscheinlich wurden schon in dem rein landwirtschaftlichen Gebiet sehr früh Bienenvölker von den Siedlern gehalten. Dies geht u.a. aus den Notizen des Naturforschers, Conrad Sprengel (1759-1816) hervor. Bereits im Jahre 1895 schlossen sich Imker des Bezirks Tempelhof und Umgebung zu einem Imkerverein zusammen. Einer der Gründungsmitglieder war der Lichtenrader Baumschulenbesitzer Karl Kokulinsky.

Zwecks intensiver Bienenhaltung in Lichtenrade, wurde der Imkerverein Berlin-Lichtenrade im Jahre 194, als Sektion des „Deutschen Imkerbundes“, Landesverband Berlin, gegründet und 1998 als „Gemeinnütziger Verein“ eingetragen.

Der Verein, der sich ausschließlich aus Freizeitimkern zusammensetzt, betreut ca. 180 Bienenvölker. Dabei kümmern sich die etwa 50 Mitglieder, um eine Anzahl von Bienen, die im Juni gut und gerne auf 40 000 je Volk, heranwachsen kann.

Die Bienen der Lichtenrader Imker sammeln alles, was in einen Flugradius von etwa zwei bis drei Kilometern zu finden ist, deshalb wird dieser als Mischhonig bezeichnet.

Beginnend im Frühling, mit der sogenannten Frühjahrsblüte, sammeln die fleißigen Bienen den Nektar aus den Blüten des Ahorns, der Rosskastanie und der Robinie. Der daraus entstehende Honig ist sehr hell und süß. Folgend die etwas dunklere, im Geschmack sehr aromatische Sommerblüte, die sich vornehmlich aus den Blüten der Linden zusammensetzt. Bei günstigen Witterungsverhältnissen gibt es noch die Honigtautracht. Dies sind zuckerhaltige Sekrete von Blattläusen, welche die Bienen sammel und ebenfalls zu Honig, den sogenannten Blatthonig, verarbeiten. Dieser ist sehr zähflüssig und dunkel. Der Bekannteste ist hierbei der Tannenhonig. In Lichtenrade stammt der Blatthonig, mangels Tannen, überwiegend von Linden.

Für 500 Gramm Honig müssen Bienen im Übrigen schätzungsweise 8.000 bis 10.000 mal eine Blüte anfliegen.

Die Imker aus unserem Stadtteil halten ihre Bienen artgerecht und versuchen die Schadstoffbelastung so gering wie möglich zu halten. Bei Krankheiten im Bienenvolk (schlimmster Feind, die Varroatose, eine parasitäre Bienenkrankheit, die die Milbe Varroa destruc-tor verursacht.) verzichtet man auf den Einsatz von chemischen Medikamenten und setzt auf ein Behandlungsmittel, beispielsweise Ameisensäure, die biologisch abbaubar sind und keinerlei Rückstände im Honig hinterlassen.

Die Honiggewinnung erfolgt durch Schleudern der Honigwaben. Danach durchläuft der Honig ein Doppelsieb, um ihn von den groben Wachsteilchen zu befreien. In Edelstahleimern wird er gleichmäßig durchmischt und ruht einen Tag. Hierbei schwimmen kleine Wachsteilchen bzw. Luftblasen an die Oberfläche. Nach Entfernung der Wachsteilchen wird der Honig in Gläsern abgefüllt. Es handelt sich also beim Honig der Lichtenrader Imker um ein Nahrungsmittel, was ohne jegliche Art von Zusätzen auskommt und deshalb so wertvoll ist.

Auf dem „Lichtenrader Lichtermarkt“ ist der Imkerverein schon von Anfang an zu finden. Dort wird aber nicht nur Honig verkauft. Darüber hinaus fertigen die Mitglieder in Handarbeit Kerzen aus reinem Bienenwachs an. Aus dem Erlös unterstützt der Verein seither soziale Projekte. So beispielsweise die Bienen AG der Gustav-Heinemann-Oberschule und Infotafeln und Schaukästen in der Grundschule am Dielingsgrund.

In den letzten Jahren hat die Landwirtschaft, bedingt durch Rationalisierung und Monokultur bzw. durch den Einsatz von Insektenund Unkrautvernichtungsmittel, nicht gerade dazu beigetragen den Lebensraum der Bienen vorteilhaft zu gestalten.

Aus diesem Grunde gewinnt die Stadtimkerei immer mehr an Bedeutung. Gerade hier in Berlin, wo es an den Randbezirken, wie auch in Lichtenrade, viele Einfamilienhäuser und Kleingartenkolonien und im Stadtinneren viele Parks gibt, fühlen sich die Bienen wohl.

Versuchen wir dazu beizutragen, ihren Lebensraum auch weiterhin so zu erhalten, dass sie viele Möglichkeiten finden Blütenstaub und Nektar zu sammeln, damit wir auch morgen noch in den Genuss ihres leckeren Produkts, dem Honigs, kommen können.

Die Imker in Lichtenrade (www.imkervereinlichtenrade.de) leisten jedenfalls ihren Beitrag dazu.

Marina Heimann

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