1929 wurden Fertighaussysteme in Plattenbauweise entwickelt
Ein außergewöhnliches Haus: Das Kupferhaus in Lichtenrade
In der Charlottenstraße 33 steht ein außergewöhnliches Haus: Das Kupferhaus von Lichtenrade Von der Straße kaum wahrnehmbar, da zurückgesetzt gebaut und hinter Bäumen versteckt. Nach genauerem Hinsehen entpuppt sich dieses auffällig grün gestrichene Haus als ein sogenanntes Kupferhaus. Am Giebel des Objektes steht die Zahl 1928.
Zu diesem Haus gibt es viele Fragen, die trotz intensiver Recherche nicht hundertprozentig geklärt werden konnten und teilweise nur auf Vermutungen beruhen.
Zu erst einmal stellt sich die Frage, wie es zum Bau dieser Häuser überhaupt gekommen ist? Anfang der 1930er Jahre ist der jüdische Hirsch-Konzern (Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG) Deutschlands wichtigster Kupfer- und Messinghersteller, mit Sitz in Eberswalde-Finow bei Berlin.
Nicht nur in Deutschland ist die Firma tätig. Sie ist zudem Europas größte und modernste Buntmetallfabrik.
Doch die Auslastung des Betriebs ist bei Weitem nicht zufriedenstellend. So entwickelt der Architekt Robert Kraft zusammen mit dem Ingenieur Friedrich Förster für die Firma ab 1929 Fertighaussysteme in Plattenbauweise aus Kupfer. Diese gebauten Häuser wurden 1931 auf der Internationalen Kolonialausstellung in Paris mit dem Grand Prix ausgezeichnet. Mit dem Erwerb des Patentes zum Bau der Kupferhäuser entstand direkt neben der Fabrik eine Musterhaussiedlung, die mittlerweile unter Denkmalschutz steht.
Die Häuser konnten per Katalog bestellt werden. Laut Broschüre entstand aus den Einzelteilen innerhalb von 24 Stunden ein komplettes Haus. (In Echtzeit benötigte man allerdings 3 Tage.) Auf einem Holzrahmen wurden von außen Kupferbleche und von innen Stahlbleche montiert. Als Dämmung dienten Aluminium und Asbestpappe zwischen den Wänden. Der Clou waren die vorgeprägten Tapetenmuster an den Stahlblechinnenseiten. Hier konnte der Endverbraucher aus fünf verschiedenen Dekors und mehreren verschiedenen Farben wählen. Die Häusertypen bekamen je nach Größe, Namen. So nannte man das größte Haus mit ca. 100 Quadratmetern „Kupercatell“. Es folgten Namen wie, Lebensquell, Frühlingstraum, Juwel, Sonnenschein Kupfermärchen oder Eigenscholle.
Der kleinste Häusertyp mit 50 Quadratmetern bekam den Namen Maienmorgen. Auch Walter Gropius interessierte sich für diese Art des Häuserbaus, wirkte zwischenzeitlich beim Kupferhaus Projekt mit und präsentierte diese auf der „Bauhaus-Ausstellung“ 1932 in Berlin. Es entstanden ca. 50 – 100 Häuser. Aus der geplanten Massenproduktion wurde allerdings nichts.
Zum einem wurde es ab 1933 für jüdische Betriebe zusehends unsicherer in Deutschland zu produzieren und zum anderen stand Kupfer, da zu Aufrüstungszwecken benötigt, nicht mehr in großen Mengen zur Verfügung. In der „Jüdischen Rundschau“ warnte der Konzern vor der Bedrohung
der Nationalsozialisten und warb gleichzeitig für seine Fertighäuser, die zur Mitnahme nach Palästina bereitstanden.
Diese Häuser erhielten Namen wie: Jerusalem, Tel Aviv oder Haifa. Das Modell „Haifa“ wog etwa 15 300 kg und wurde in 34 Paketen verschickt. Heute stehen noch drei Originale in Haifa und eines in Safed. In Eberswalde ist so gut wie die gesamte Siedlung erhalten. Laut Denkmalliste gibt es in Köpenick, Reinickendorf, Spandau, Steglitz und Zehlendorf noch Originalhäuser.
Das Haus in Lichtenrade ist dagegen auf keiner Liste zu finden. So können diesbezüglich nur Vermutungen angestellt werden. Laut Aussage des Denkmalvereins in Eberswalde handelt es sich um ein Kupferhaus. Am Giebel des Hauses befindet sich die Jahreszahl 1928. Da die Produktion in Eberswalde aber erst im Jahr 1929 begann, stellt sich die Frage, woher das Haus stammt? Eine Möglichkeit könnte sein, dass es sich um einen Prototyp handelt. Eine andere Variante wäre ein Haus, Marke Eigenbau.
Wenn Sie liebe Leser Einzelheiten zum Haus kennen, würde ich mich freuen von Ihnen zu hören. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Marina Heimann
www.brueckenpfad.de