1963 schloß das letzte Kino in der Goltzstraße

Auch Lichtenrade hat eine große Kinogeschichte

Ein Kino sucht man in Lichtenrade schon seit langen vergebens. Aber das war nicht immer so.

Die ersten Bilder eines Stummfilms flimmerten bereits 1920 inden Mozart-Lichtspielen, die sich im Waldrestaurant befanden, über die Leinwand. 1963 schloss das letzte Kino, die Roma-Lichtspiele in der Goltzstraße.

Die Anfänge der Kinogeschichte gehen zurück auf das Jahr 1895.

Der von den französischen Lumière Brüdern entwickelte Cinématographe war ein Apparat, der Filmkamera, Kopiergerät und Filmprojektor in sich vereinte. Ins Deutsche übersetzt ist der Kinematograf, Kurzform Kino, ein Apparat für Bewegungsaufzeichnungen. Einer der ersten Stummfilmvorstellungen mithilfe des Kinematografen wurde 1895 nach einer Varieté Vorstellung im Berliner Wintergarten gezeigt. Rasant ging die Entwicklung des Kinos voran. Wurden noch in den Anfangsjahren die Stummfilme mit Klavieroder Orgelmusik begleitet und letztendlich in den Luxus Kino gar von ganzen Orchestern unterstützt, suchte man fieberhaft nach der Möglichkeit Tonfilme zu produzieren. Bis zu dessen Einführung variierten die Aufnahme- und Wiedergabegeschwindigkeiten je nach Handlung des Filmes zwischen 15 und 24 Bildern pro Sekunde. Mit der Einführung des Tonfilms um 1929 legte man die Geschwindigkeit des Bildablaufs auf etwa 24 Bilder pro Sekunde, aufgrund der Tonspur, als Norm fest. Der erste Tonfilm, in dem in einem kleinen Ausschnitt des Films lippensynchron gesprochen wurde, war „The Jazz Singers“ aus den USA.

In Berlin begann der Kinorausch etwa um 1910. Hier entwickelten sich die Lichtspielhäuser, zu waren Kinopalästen und standen den Theatern und Opernhäuser an Ausstattung und Luxus an Nichts nach. Filmpaläste wie das Marmorhaus, der Gloria Palast oder auch die Filmbühne Wien reiten sich in den goldenen 20er Jahren am Kurfürstendamm aneinander. Eine außergewöhnliche Attraktion war beispielsweise im Ufa Palast in den Ausstellungshallen am Zoo (auf dem Gelände des heutigen Zoopalastes) ein elektrischer Zeppelin, der zwischen den Vorführungen Sauerstoff in den Zuschauerraum beförderte.

Aber auch die nicht so betuchten Leute wollten sich das Vergnügen nicht nehmen lassen. So etablierten sich nach und nach auch Kinos in den Vororten, die für wenig Geld Unterhaltung boten.

Das erste Kino in Lichtenrade, die Mozart-Lichtspiele, wurden 1920 im Saal des damaligen Waldrestaurants in der Hilbertstraße 19-20 Ecke Wolziger Zeile integriert. (Heute Wohnhäuser) Da die Hilbertstraße in ihrer südlichen Verlängerung als Mozartstraße weitergeführt wird, entstand vermutlich der Name „Mozart-Lichtspiele“. Es bot für 233 Personen Platz. Über die Schließung des Kinos in den 30er oder 40er Jahren gibt es unterschiedliche Aussagen. Fakt ist, dass das Waldrestaurant 1943 niederbrannte, als Lichtenrade unter schwersten Beschuss durch die Luftwaffe der Alliierten stand. Die ehemaligen Bismark-Lichtspiele in der heutigen Zescher Straße (bis 1949 Bismarkstraße) wurden 1933 ins Leben gerufen und konnten immerhin bis 1962 den Betrieb aufrechterhalten. Allerdings kam es kriegsbedingt zwischen 1943-1945 zur Schließung. Es bot Platz für bis zu 320 Kinobesucher. Heute ist dass Gebäude in der Zescher Straße, in dem eine Reinigung ansässig ist, noch gut als ehemaliges Kino erkennbar. (Großer Eingangsbereich kleine Fenster im oberen Stockwerk.)

Das Kino "Casa Candida" befand sich in der Königsteinstraße, die vor 1921 Straße 5 hieß, und eröffnete vermutlich kurz nach Kriegsende. Auf dem Gelände befindet sich heute ein Fabrikgebäude. Das Kino, das mit 330 Sitzgelegenheiten ausgestattet war, wurde höchstwahrscheinlich um 1959 geschlossen.

Die Roma Lichtspiele in der Goltzstraße waren mit 450 Sitzplätzen das größte Kino vor Ort. Es eröffnete 1953 und wurde von den Brüdern Gustav und Wolfgang Schmidt betrieben. Da wo heute ein Ladengeschäft ansässig ist, liefen bis 1963 Abend für Abend Filme für die Lichtenrader Bevölkerung. Beim genaueren Hinsehen lassen sich heute noch gut die schmalen Fenster des Vorführraumes erkennen.

Bedingt durch die Erfindung und Verbreitung des Fernsehapparates begann in den 1960er Jahren ein regelrechtes Kinosterben. Große Kinos in der Innenstadt schlossen oder wurden in mehrere kleinere Säle aufgeteilt. In den Randbezirken konnten sich nur einige wenige Kinos mit Sonderprogrammen über Wasser halten.

Heute besinnt man sich wieder auf die gute alte Zeit und baut die Kinos zurück und versieht sie mit mehr Komfort und zusätzlicher Luxusgastronomie. (Beispiel Astor Filmlounge) Das Kino wurde oft totgesagt, aber das Kino lebt. Leider nicht mehr in Lichtenrade ...

Marina Heimann

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