Wechselhafte Geschichte der Lichtenrader Familie Gorris

Vom Faßbau über die Most-Kelterei zum Krankentransport

Als 1896 das Ehepaar Gorris ein Grundstück in Lichtenrade erwarb, gehörte dieser Ort noch zum Kreis Teltow, einem damaligen Ackerbaugebiet.

Vater Gorris, der das Böttcherhandwerk erlernte und seine Firma in der Brandenburgstraße (heute Lobeckstraße) in Berlin Kreuzberg gründete, baute fortan am Kirchhainer Damm 54 in idyllischer Umgebung in Handarbeit seine Fässer.

Der Betrieb wurde 1925 um eine Most-Kelterei erweitert.

Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, die ebenfalls das Böttcherhandwerk erlernten und den elterlichen Betrieb übernahmen. Sohn Fritz Gorris kümmerte sich um den Bau von Fässern und sein Bruder Hermann um die Most-Kelterei.

Fritz Gorris fertigte unter anderem im Auftrag der Bierbrauerei Schultheiss überwiegend „Halbstücke“ an, das sind Fässer mit 600 Liter Inhalt. Diese wurden noch per Pferd und Kutsche zum Kunden geliefert. Sein Bruder Hermann, der von den umliegenden Bauern das Obst in seiner Presse zu erstklassigem Saft verarbeitete, fand seine Abnehmer bei Feinkosthändlern und lieferte zum Beispiel auch für die Lebensmittelabteilung des damals neu gegründeten Karstadt Konzerns am Hermannplatz.

In den Kriegsjahren stagnierte der Betrieb. Beide Brüder wurden eingezogen. Hin und wieder mobilisierten deren Ehefrauen die Presse. Aus Hungersnot pressten sie Zuckerrüben, der als Brotaufstrich diente.

Nach dem Krieg wurde der Betrieb wieder aufgenommen und erst einmal erfolgreich weitergeführt. Aber wie viele andere traditionelle Handwerksbetriebe traf es auch mit zunehmender Industrialisierung den Betrieb der Familie Gorris. Fritz Gorris musste seinen  Teil vom Betrieb, den Fassbau, in den 60er Jahren aufgeben, da immer mehr auf industriell gefertigte Fässer zurückgegriffen wurde. Für Herrmann Gorris hingegen lief der Keltereibetrieb erst einmal recht gut weiter. Von seinen drei Kindern, zwei Mädchen und einen Jungen, übernahm Sohn Helmut den Betrieb.

Aber auch Helmut Gorris stellte zusehends fest, dass in der geteilten Stadt, wo das Umland fehlte, von Jahr zu Jahr immer weniger Obst den Weg zu seiner Presse fand. Es war also nur eine Frage der Zeit, wann auch ihm die Schließung seines Betriebes drohte. Von insgesamt 8 betriebenen Süßmost-Keltereien, die nach dem Krieg in Berlin noch ansässig waren, ging in den 70er Jahren nur noch Helmut Gorris dieser Tätigkeit nach. 1975, im 50. Geschäftsjahr, stellte er mangels Rentabilität seinen Betrieb ein.

Nun stellt sich die Frage, was macht ein Süßmost-Kelterer, der noch nicht seinen Ruhestand erreicht hatte? Helmut Gorris hat zur damaligen Zeit die Entwicklung seines Berufszweiges mit realistischen Augen verfolgt und rechtzeitig vorgesorgt.

Bei einem Patientenbesuch seiner beiden Kinder im Christophorus Kinderkrankenhaus im Jahre 1969 traf er einen seiner Freunde, Willy Deter. Dieser hatte eine Krankentransportfirma mit drei Fahrzeugen, die am Rackebüller Weg Ecke Lintruper Straße ansässig war.

Sein Freund klagte Helmut Gorris sein Leid. Der Betrieb lief weder recht noch schlecht und sein einziger Sohn weigerte sich vehement, die Firma zu übernehmen.

Kurzerhand kaufte Helmut Gorris zusammen mit seiner Ehefrau Helga den Betrieb, der von nun an unter dem Namen „Krankentransporte Gorris“ geführt wurde. Um sich in das neue Metier einzuarbeiten, führte er zunächst den Betrieb zusammen mit seinem Freund, der sich nach und nach zurückzog. Nach der Aufgabe der Süßmosterei im Jahre 1975 widmete sich Helmut Gorris zusammen mit seiner Ehefrau ausschließlich dem Krankentransport.

Mit dem Generationswechsel im Jahre 1994 wurde das Einzelunternehmen in eine GmbH umgewandelt und entwickelte sich erfolgreich. Aus 10 Konzessionen für Krankentransportfahrzeuge wurden 60 und der Mitarbeiterstab vergrößerte sich von 30 auf 180 Mitarbeiter.

Helmut Gorris hat zwar in jungen Jahren einerseits einen Beruf erlernt, der dem industriellen Zeitalter zum Opfer fiel, andererseits mit dem Kauf seiner Krankentransportfirma die Weichen für ein zukunftweisendes Unternehmen gestellt.

Marina Heimann

Lichtenrader Magazin: In eigener Sache

Keine kostenlosen Abos mehr

Das Jahr 2015 brachte eine Menge Neues, unter anderem den Mindestlohn. Für das Lichtenrader Magazin bedeutet das erhebliche Mehrkosten. Völlig unkalkulierbar ist dabei der Preis für die Verteilung des Magazines.

Für die 17.000 Ex., die bisher in Lichtenrader Briefkästen verteilt werden, hat man bislang an die Verteilfirma einen gut kalkulierbaren Stückpreis gezahlt. Ein schneller Verteiler kam da durchaus auf den jetzigen Stundenlohn. Jetzt muß die Verteilung umgestellt werden auf einen Zeitlohn. Dem Verteiler bringt es also nichts, wenn er sich besonders bemüht.  Wie lange er auch braucht, es muß bezahlt werden. Und man kann nicht hinter jedem Verteiler einen Kontrolleur mitschicken.

Ähnliches gilt auch für unsere Abo-Verteilung. Wir haben dafür bislang auch nach Stückpreis abgerechnet.  Auch hier muß jetzt nach Zeit bezahlt werden.

Wir wollen die Briefkasten-Verteilung nicht aufgeben. Um die zu erwartenden Mehrkosten etwas aufzufangen, müssen wir leider unsere kostenlosen Abos künftig einstellen. Wir versuchen als Ersatz in jedem Bereich eine flächendekkende Verteilung über Geschäfte zu erreichen. Wenn Sie hierbei einen Hinweis haben, schicken Sie ihn an uns, wir bemühen uns das entsprechende Geschäft zu beliefern. Ansonsten wird das Magazin demnächste auch komplett im Internet abrufbar sein.

Wer trotzdem nicht auf sein persönliches Magazin verzichten möchte, für den gibt es nach wie vor die Möglichkeit es - im Bereich des Verteilungsgebietes (Lichtenrade, Mahlow, Buckow, Mariendorf) gegen 7.50 Euro/Jahr zu abonnieren. Einfach den Betrag auf unser Konto - unter Angabe der Adresse - überweisen, und das Heft kommt pünktlich zu Ihnen. Das Abo ist jederzeit kündbar und es gibt keine Verpflichtung auf Fortsetzung.

Wenn Sie Fragen haben: 033 767/899 833 oder 0172/32 52 605 oder fragen Sie per eMail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Wenn Sie uns eine eMail schicken, mit dem entsprechenden Hinweis, werden wir Sie auch umgehend informieren,
ab wann und wo das Magazin im Netz steht.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.