Bürger, Planer und Verwaltung entwickelten gemeinsames Leitbild

Konzept ist nur Empfehlung - aber genehmigungsfähig

Unter der Schirmherrschaft von Stadträtin Dr. Sybill Klotz (Grüne) fand am 7. März die vierte und letzte Lichtenrader Standortkonferenz statt. Diesmal sollten die Ergebnisse des bisherigen Beratungsprozesses zusammengefasst werden. Erneut waren etwa 200 Interessierte ins Gemeinschaftshaus an der Barnetstraße gekommen.
Stadträtin Dr. Klotz würdigte das ungewöhnliche Engagement der Lichtenrader und umriss die Zielsetzung für dieses Leitbild. Es trägt die Überschrift „Entwicklung der Bahnhofstraße zu einem Stadtteilzentrum mit besonderem Flair“ und soll dazu dienen, die Bahnhofstraße mit ihren beiden Endpunkten so weiterzuentwickeln, dass hier ein attraktives Stadtteilzentrum
entsteht, das zum Einkaufen und Verweilen einlädt. Der Einzelhandel soll an der Bahnhofstraße konzentriert, der öffentliche Raum soll gestaltet und die Situation für Fußgänger und Radfahrer verbessert werden.
Bei der anschließenden Präsentation der Ergebnisse des bisherigen Planungs- und Beratungsprozesses legte Prof. Urs Kohlbrenner von der Planergemeinschaft Wert darauf, dass es sich bei diesem Leitbild weder um bindende Beschlüsse, noch um detaillierte Ausführungsvorschläge handeln könne. Das Leitbild sei eher eine Richtungsanzeige in Form von bestimmten
Empfehlungen und Maßnahmen.
Und dies sind nun die wichtigsten Elemente des Leitbildes für den Zentrumsbereich von Lichtenrade, die aus den Analysen des Planungsbüros und der Diskussion an den Planungstischen der Standortkonferenz hervorgegangen sind:
Der östliche Bereich (rund um Reichelt, Tankstellen, Sparkasse) sollte städtebaulich deutlicher als Eingangsbereich aufgewertet werden. Beispielsweise könnte das runde Bauwerk mit der Ausfahrt des Parkhauses als markantes Erkennungszeichen ausgebaut werden. In diesem gesamten Bereich gibt es ungenutzte Potenziale für Investitionen und städtebauliche Ergänzungen, auch im Blick auf die Gebäudehöhen.
Für den mittleren Bereich der eigentlichen Bahnhofstraße wird eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität sowie eine bessere Verkehrslenkung mit dem Ziel erhöhter Sicherheit empfohlen.
Dazu würde eine Neuaufteilung der Fahrbahn gehören. Das vorgestellte Straßenraumkonzept zeigt auf jeder Straßenseite jeweils einen 4,75 m breiten Gehweg, einen 2,50 m breiten Längsparkstreifen, einen 2,00 m breiten Fahrradschutzstreifen sowie in der Mitte zwei jeweils 3,25 m breite einspurige Fahrbahnen.
Dieses Konzept sei nach Absprache mit der zuständigen Senatsverwaltung genehmigungsfähig und mit relativ geringem Finanzaufwand durchführbar. Es ließe sich in einem Teilabschnitt problemlos mit einer Begegnungszone verbinden.
Zu einem solchen oder ähnlichen Straßenraumkonzept müsste notwendigerweise eine Parkraumbewirtschaftung hinzukommen, bei der die geringere Anzahl von Parkplätzen durch verkürzte Parkzeiten ausgeglichen wird.
Insgesamt zeigt die Bahnhofstraße Erweiterungsmöglichkeiten für Einzelhandel und Dienstleistungen. Hier sollte privates Engagement durch ein Geschäftsstraßenmanagement unterstützt werden.
Für den westlichen Bereich wird empfohlen, ein zusammenhängendes städtebauliches Konzept für das Areal der Grundstücke Pfarrer-Lütkehaus-Platz, Haus Buhr mit dem Wäldchen, Mälzerei sowie der Kreuzung Hilbertstraße/Prinzessinnenstraße zu entwickeln. In diesem Bereich sollen bestehende oder neue Einzelhandelsstandorte näher an die Bahnhofstraße herangeführt werden. Das Gelände vor der Salvatorkirche, heute Parkplatz, solle besser als öffentlicher Stadtplatz, gegebenenfalls mit Pavillons und Wochenmarkt, genutzt werden. Der
räumliche Bezug zu dem Gelände um das Haus Buhr müsse über die Straße hinweg gewahrt bleiben. Die Mälzerei selbst könnte für Wohnzwecke und ergänzend für kulturelle und soziale Belange genutzt werden. Auch das Gelände hinter der Mälzerei käme für Wohnungen infrage.
Die anschließende Diskussion kreiste vor allem um die ungelöste Frage der Trassenführung der Dresdner Bahn. Vertreter der BI Dresdner Bahn kritisierten, dass die Standortkonferenz diese Frage außer Acht gelassen habe. Im Verlauf der Diskussion wurde deutlich, dass alle Anwesenden die bisher vorgesehene ebenerdige Führung der Dresdner Bahn verwerfen,
dass die große Mehrheit es jedoch für sinnvoll hält, unabhängig davon an der Verbesserung der Bahnhofstraße und ihres Umfeldes zu arbeiten.
Als schließlich darüber abgestimmt wurde, ob dieses Leitbild zur weiteren Bearbeitung und Umsetzung an die Bezirksverordnetenversammlung weitergegeben werden sollte, stimmte die Versammlung dem mit einer Gegenstimme zu.
Abschließend dankte Dr. Klotz den Mitarbeitern des Bezirksamtes – unter ihnen Frau Gut von der Abteilung Wirtschaft, Herrn Baustadtrat Krüger, Herrn Kroll als dem Leiter des Planungsamtes, und Herrn Terlinden, dem Leiter der Abteilung Tiefbau – für deren Mitarbeit und Unterstützung. Sie erinnerte daran, dass diese Form der Bürgerbeteiligung auf einen
einstimmigen Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung zurückgehe und sprach die Erwartung aus, „dass die BVV auch zusammenhält, wenn es um die Umsetzung des Leitbildes gehen wird“. Die Politik ebenso wie die privaten Eigentümer und die Bürgerinnen und Bürger müssten jetzt die nächsten Schritte gehen und ihren Beitrag dazu leisten.
Schließlich dankte ein Teilnehmer aus der Versammlung den beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bezirksamtes und dem Planungsbüro Kohlbrenner. „Wir haben an einem ermutigenden Vorgang teilgenommen. Gemeinsam  Gemeinsam haben wir in offener Diskussion an einem Leitbild für unseren Stadtteil gearbeitet. Dies kann ein erster Anstoß zur Aufwertung der Bahnhofstraße und ihres Umfeldes werden. Ich achte dies nicht gering. Bürgerbeteiligung ist mühsam, und ist doch am Ende würdiger, effektiver und billiger als Planung hinter verschlossenen Türen. Ich danke allen, die diese Mühe auf sich genommen haben.“

R. Kraft

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