Die Jägerei in und um Lichtenrade

Auch Kaiser Wilhelm II jagte einst im Lichtenrader Revier

IDie Jägerei in und um Lichtenrade Wer vermutet schon, dass in Lichtenrade um 1890 regelrechte Treibjagden abgehalten wurden. Heute kaum vorstellbar existierten zu dieser Zeit weite Felder, sumpfige Wiesen und kleine Wälder. Es gab Störche, Kiebitze, Rebhühner und Hasen auf den weiten Wiesen zu erblicken. Ein ganz besonderes Tier, die Großtrappe, die auch als „märkischer Strauß“ bekannt ist, wurde zur damaligen Zeit noch auf den Feldern in und um Lichtenrade gesichtet. Sie waren bis in den 1930er Jahren auf den Wiesen und Ackerflächen von Lichtenrade heimisch.

Die Trappe gehört zur Familie der Kranichvögel, ist von korpulenter Figur, hat einen langen Hals und einen kräftigen Schnabel. Das Gefieder auf dem Rücken ist rostbraun und weist dunkle Flecken oder Streifen auf. Die Bodenvögel verfügen über kräftige Beine, denen die Hinterzehen fehlen. Diese ca.105 cm großen Vögel entwikkeln besondere Schnelligkeit beim Laufen. Die Flügelspanne der männlichen Großtrappe, die zu den größten Flugvögeln der Welt gehört, misst bis zu 2,4 Metern. Bei einem Gewicht von bis zu 18 Kilogramm fliegt der Vogel ungern und sehr langsam. Das Weibchen ist kleiner und der Hals und Kopf ist dünner als beim Männchen. Die Tiere leben in offenen Landschaften und sind Allesfresser.

Bereits 1753 ging man mit Genehmigung von Friedrich II daran Großtrappen zu bekämpfen, da sich die Bauern immer wieder über die Schäden, die die Tiere auf den Feldern anrichteten, beklagten.

Aus einer Eintragung vom königlichen Hofjagdamt geht hervor, dass am 5.5.1880 auf den Feldmarken Buckow, Lichtenrade, Ziethen und Wasmannsdorf unter
Teilnahme der Prinzen Wilhelm und Frdr. Karl und Aug. v. Württemberge 5 Hähne und 1 Henne erlegt wurden. Um 1900 galt die Trappe dann als „Hochwild“ und dürfte nur noch von Kaiser und König gejagt werden.

Selbst Kaiser Wilhelm II war mehrmals während seiner Amtszeit (1888-1918) bei Großjagden in Lichtenrade, Groß-Ziethen und Buckow dabei. Überwiegend wurden dabei allerdings Hasen zur Strecke gebracht. Die Trappenjagd gestaltete sich eher schwierig, da die Vögel auf den freien Feldern den Jäger schon früh kommen sahen und die Flucht ergriffen.

Im Heimatmuseum Tempelhof steht ein ausgestopftes Trappenpärchen. Willy und Luise, wie sie genannt werden, kann man im Rahmen einer Ausstellung besichtigen. Hier bekommt man einen Eindruck von der Größe der Tiere. Willy, das männliche Tier wurde von einem Mariendorfer Bauern erlegt und kam direkt ohne Umwege ins Heimatmuseum. Die Geschichte von Luise hingegen ist abenteuerlicher. Sie wurde zwischen 1935 und 1940 von den Jagdpächtern, den Gastwirt Friedrich Lehmann, den Schmiedemeister Willy Sameisky und den Bäkkermeister Hermann Kaufmann auf der Grenze zwischen der Lichtenrader- und der Großziethener Feldmark aufgefunden.

Anscheinend war das Tier gegen die Hochspannungsleitung geflogen und verendet. Gastwirt Lehmann ließ die Henne ausstopfen und stellte sie in seiner Gaststätte in der Angermünder Straße in Lichtenrade aus. Nach dem Tod des Gastwirtes stand sie als Anschauungsmaterial in der Lichtenrader Grundschule, bevor sie letztendlich in den 1960er Jahren den Weg ins Heimatmuseum fand.

Die Großtrappe ist heute vom Aussterben bedroht. Lebten diese Vögel früher noch in weiten Teilen Europas, so wurde sie durch Jagd und Landschaftszerstörung stark dezimiert.

1997 gab es in ganz Deutschland gerade noch 56 Großtrappen. Dank intensiven Bemühungen stieg der Bestand bis 2011 wieder auf mehr als 200 Tiere an. Heute leben sie in drei Schutzgebieten, wovon zwei in Brandenburg und eines in Sachsen-Anhalt liegen. Hier wurden Schutzhütten zur Beobachtung aufgestellt. Ein einzigartiges Naturschauspiel ist ihr Balzverhalten, das bei Sonnenaufgang bzw. in der Abenddämmerung beobachtet werden kann.

Marina Heimann

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