Lichtenrader Eisenbahnfreunde „Gängster“ treffen sich monatlich

Ein Stück Schweizer Welt imLichtenrader Garten aufgebaut

„Modellbahn hält große Jungs fit“, davon sind sie überzeugt. Die fidelen „Lira Gängster“ sind eine Gruppe von Eisenbahnfreunden mit den unterschiedlichsten Hobby-Schwerpunkten. Der eine baut gerne an der Eisenbahn, der andere erschafft eigene Modelle aus den unterschiedlichsten Materialien und wieder andere beschäftigen sich mit Eisenbahnliteratur.

Sie treffen sich immer am 16. Tag eines jeden Monats, immer um 16 Uhr. Heute begrüßt Roland Thoma seine Vereinskollegen und überreicht ihnen, wie sonst auch, eine persönliche Eisenbahnfahrkarte für den Eintritt in sein Spielparadies. Die Fahrkarte wird stilecht mit einer historischen Fahrkarten-Prägemaschine mit Datumsanzeige entwertet.

Die „Pufferküsser“ aus Lichtenrade treffen sich diesmal im Garten von Roland Thoma (65), der vor vielen Jahren sein Herz für Schweizer Bahnen entdeckt hat.

Seinen Garten hat er fast vollständig mit einer Gartenbahn ausgefüllt. Circa 80 Quadratmeter Fläche nutzt Thoma für seine Rhätische Bahn (RhB). Der Gartenschuppen stellt die Abstellanlage für seine Schätze dar. Es werden zwar keine großartigen Steigungen und Berge überwunden, aber mit geschätzten rund 100 Meter Schienen hat sich Roland Thoma einen kleinen Traum angelegt. Immer abwechselnd drehen 9 Loks mit den verschiedensten Waggons ihre Runden.

Der pensionierte Polizist erzählt, dass ihm die Schweiz im Blut liegt: „Ich bin zu einem Viertel Schweizer. Meine Großmutter ist Schweizerin.“ Der Eisenbahnfreund hat seine Affinität zur Schweiz aber erst während eines Urlaubs im Schweizer Kanton Graubünden entwickelt: „Hier bin ich so richtig ´angefressen´ geworden.“ Thoma schwärmt vom Glacier- und Bernina-Expreß: „Aber auch die ganz normalen Bahnen finde ich toll. Hier kann man noch die Fenster öffnen und ist ganz nahe dran!“ Das meterspurige Eisenbahnnetz fasziniert Roland Thoma.

Roland Thoma erfreut sich an seinem blauen Arosa-Zug, der mit einer roten E-Lok die Runden zieht. Das Ganze wäre wohl undenkbar, wenn seine Frau Brigitte nicht mit ihrem Mann an einem Strang ziehen würde: „Ich freue mich immer, wenn mein Mann etwas Neues macht!“ Stolz ist Brigitte, die von ihrem Mann nur Mausi gerufen wird, über ihren eigenen blauen Zug und über ihre braunen „Krokodile“.

Das „Krokodil“ ist kein Reptil, sondern ein Spitzname für interessant geformte Elektrolokomotiven mit zwei längeren Vorbauten. Für so ein Gartenbahnmodell muß man mit einem Preis von rund 1000 Euro rechnen.

„Angefangen hat mein Modellbauhobby mit einem Seminar in der Schweiz. Den einwöchigen Kurs hat mir meine Frau geschenkt“, erzählt Roland Thoma. Das erste dort gebaute Diorama, eine kleine komplette Landschaftseinheit, präsentiert er auch heute noch ganz stolz.

Seine Eisenbahn hat Thoma komplett auf digitale Technik umgestellt, er kann aber auch noch analoge Loks darüber steuern. So konnte der Eisenbahnfreund Rainer Anders seine selbst gebaute Dampflok auf der Strecke des Schweizfans präsentieren. Erst kürzlich wurde das Meisterstück fertiggestellt. Unzählige Stunden benötigte Anders, um zum Beispiel die 600 klitzekleinen Messingnieten detailgetreu an die richtigen Stellen zu platzieren. Wilfried Reinsch, ein anderer „Lira-Gängster“, hat seinen kleinen selbstgebastelten Kamerawagen mitgebracht. Die Kamera kommt vor den Zug und nimmt so die Fahrt aus Sicht des Lokführers auf.

Für die Eisenbahnfreunde ist es bei den Zusammenkünften das Wichtigste, dass man sich trifft und quatschen kann. Heute sind zehn Eisenbahnenthusiasten gekommen. Brigitte sitzt mitten in der Männerrunde, die schon fast
alle das Rentenalter erreicht haben. Die Eisenbahn ist Anlaß und gehört zu den Treffen, steht aber nicht immer im Mittelpunkt. So wird Roland Thoma auch als Grillmeister gefordert. Bei großer Sommerhitze wird zwischen den Gleisen der Grill angeheizt. Da kann sich der Eisenbahnfreund Thoma fast wie ein Heizer in einer Dampflok fühlen. In der Garage sind die Salate und die kühlen Getränke platziert und alle stärken sich erst einmal.

Die Gängster sind keine Gangster! Die Bezeichnung der geselligen Gruppe „Lichtenrader Gängster“ ist dadurch entstanden, dass sie von ihrem Modellbahnhändler nach zähen Preisverhandlungen zu ihren Gunsten mit den Worten verabschiedet wurden: „Ihr seid ja alles Gangster!“ Die „Gängster“ sind aber keine Gangster, daher die andere Schreibweise, und tragen ihr Logo offen auf T-Shirts und Caps.

Roland Thoma, der bereits mit den verschiedensten Spurweiten von Modellbahnen gearbeitet hat, zeigt noch stolz im Keller seine Schweizer Eisenbahnanlage in Spur 0m (gesprochen: „Null m“; auch eine RhB-Schmalspurbahn). Es fehlen  noch verschiedene Details und viele Bauten, aber die Grundanlage über mehrere Kellerräume ist fertig und auch befahrbar: „Aber da bin ich noch einige Jahre mit beschäftigt. Ich mach das  solange, bis ich nicht mehr krauchen kann.“ Im Keller arbeitet Thoma gerne im Winter oder wenn es draußen zu heiß wird. 70 Oberleitungsmasten hat er über Monate selbst gebaut. Auch hat er eigene Brückenportale und Viadukte in mühsamer Handarbeit, sozusagen Stein für Stein, selbst moduliert.

Die „Lira Gängster“ haben sich bei diesem Treffen viel zu erzählen. Sie freuen sich schon auf ihre nächste Eisenbahn-Zusammenkunft.

Für Roland Thoma bleibt an diesem Tag noch die letzte Runde mit seiner Gartenbahn: „Zurückbleiben bitte und Vorsicht an der Bahnsteigkante!“

Thomas Moser
www.lichtenrade-berlin.de
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